Es wird mal wieder Zeit, ein Zwischenresümee zu ziehen. Ich liebe ja Zwischenresümees, weil ich da immer merke, wie viel ich doch schon erreicht habe auf meinem Weg. Oft sieht der Weg nämlich arg steinig aus – wie auf einer langen Straße, die nur geradeaus führt, in der siedenden Hitze – dreht man sich jedoch einmal um und schaut, wie viel schon hinter einem liegt, relativiert sich der Weg wieder.
Von einem Nichts
Als ich mich vor 18 Monaten entschloss, an der Textmanufaktur ein Fernstudium im Prosaschreiben zu beginnen, gab es nichts in meinem Kopf, als den Wunsch zu schreiben. Und zwar einen Roman. Aber worüber? Es ist doch schon alles zehntausend Male gesagt worden. Was habe ich schon zu sagen? Mein Leben ist totaler Standard, es gab keine traumatisierenden Schicksalsschläge, und ich besitze auch kein außergewöhnliches Talent. Zu allem Überfluss kann (oder konnte zu dem Zeitpunkt) ich mir auch keine Fantasiewelt ausdenken à la Harry Potter – dafür fehlte mir einfach die Kreativität.
über einer Idee
Was soll’s?!, dachte ich mir. Schreibe ich eben erst mal Kurzgeschichten. Das kriege ich hin. Muss ja nicht gleich ein Roman sein. Ich war unglaublich produktiv, probierte mich aus, publizierte ein paar Texte, schmiss andere in den Müll. Kurz: Ich suchte nach meinem Flow. Und wurde fündig! Aber mir fehlte ja immer noch die Idee für einen Roman. Irgendwann kam ich im Fernstudium bei dem Skript an, in dem es ums Plotten geht: Also darum, eine Storyline für seinen Roman zu stricken. Joa, dachte ich, wird schwierig ohne Idee. Also schnappte ich mir alle Kurzgeschichten der vergangenen Monate und suchte nach dem gemeinsamen Nenner. Und siehe da: Etwas verband diese Geschichten tatsächlich. Nämlich eine ziemlich verschrobene Hauptfigur! Da kann man doch was draus machen.
zum Plot
Als ich endlich meine Heldin hatte, war der Weg zu ihrem Gegenpart nicht mehr so weit. Und damit auch der Konflikt schnell gefunden. Fehlte nur noch das besondere Etwas – denn einen 08/15-Liebesroman wollte ich nicht schreiben. Es musste schon ein Kitzel drin sein. Etwas, das haften bleibt. Bei mir ist es die Tragik in der Liebesgeschichte. Und ein (hoffentlich) unerwartetes Ende (das ich aber natürlich nicht verrate).
übers Schreiben
Man möchte meinen, jetzt begann erst der schwierige Part: Das Schreiben des guten Stücks. War aber in meinem Fall nicht so. Der Roman schrieb sich fast von selbst. Am schwersten fiel mir das Plotten zu Beginn. Aber als dieser Berg überwunden war, ging es schnurstracks dem Ziel entgegen. Klar halfen mir meine Lektorin Ulla Mothes, viele Autorentreffen und Austausche dabei, Stilfragen und Strukturthemen zu lösen. Zum Beispiel: Wie mache ich Dialoge lebendig? Oder was denkt mein männlicher Held überhaupt – wie denkt so ein Typ? Und will ich nun ein hoffnungsvolles oder dramatisches Ende? Aber das Schreiben an sich, das machte mir die ganze Zeit Spaß und ging mir leicht von der Hand.
und Umschreiben
Nachdem der erste Entwurf stand, folgte eine zähe Zeit des Überarbeitens. Ich hatte große Angst davor, dass sich der Roman beim zweiten Lesen als totaler Quark entpuppen würde. Zweifel schoben sich auf dem gesamten Weg immer wieder als fiese Kieselsteine unter meine Füße und piksten mein Selbstbewusstsein. Was bildete ich mir überhaupt ein? Niemand würde das jemals verlegen. Warum auch? Das können andere tausend Mal besser als du. Aber zum Glück musste ich nach den ersten Kapiteln herzhaft lachen, und nach den nächsten rollten mir Elefantentränen über die Wangen – na, wenn mich mein eigener Roman so bewegte, konnte er so schlecht nicht sein. Und wenn ich selbst als Autorin nicht hinter dem Ding stehe – wer soll es dann?
an den Testlesern vorbei
Irgendwann kam der Moment: Der Roman war geschrieben, überarbeitet, ordentlich formatiert und layoutiert. Ich konnte nichts mehr daran tun. Das bedeutete, wohl oder übel würde ich es wohl an Testleser übergeben müssen. Au Backe, echte reale Leute, die mein Herzstück lesen würden! Echt jetzt? Was, wenn die es totalen Quark finden? Wenn es sie überhaupt nicht berührte? Oder wenn sie gar abbrechen würden? Ohjeeee… Ich musste mich für einen Moment auf eine Bank setzen und tief durchatmen. Und da sitze ich jetzt noch. Okay, inzwischen habe ich auf „Senden“ gedrückt und meinen Roman verschickt. Jetzt knabbere ich auf meiner Unterlippe herum, starre auf den Briefkasten, auf dem „Testleser“ steht, und warte ab. Ungeduldig und gespannt und verängstigt. Aber auch das gehört zur Reise dazu
Das Ziel ist noch nicht erreicht, aber …
Ich würde gern sagen: Aber weit ist es nicht mehr. Doch es liegt noch ein Stück vor mir. Denn ich muss noch eine Agentur finden, die an meinen Roman glaubt. Und die einen Verlag. Und der wiederum Leser. 18 Monate bin ich schon dran, mit Verschnaufspausen und Rückschlägen. In zwei Monaten steht mein erster Pitch an. Da werde ich den Roman zum ersten Mal öffentlich anpreisen – oder sowas in der Art. Um Beachtung betteln. Ich bin gespannt, welche nächsten Schritte sich daraus ergeben werden. Auf meinem Weg zum Roman.
Sneak Peek?
Ich weiß, es ist gemein: Da schreibe ich so viel über den Roman, aber verrate nichts von der eigentlichen Handlung. Geht leider nicht, es muss ja spannend bleiben! Aber wer meine Texte aufmerksam verfolgt, wird sicher einige davon im Roman später wiederfinden.
Ich könnte ja sagen: Es ist eine Dreiecksgeschichte mit vielen Höhen und Tiefen – aber das würde meinem Herzstück einfach nicht gerecht werden 😉
Ich freue mich so für dich. Vielen Dank für Deine motivierenden Einblicke und ich drücke Dir ganz fest die Daumen! Liebe Grüße Katrin
Danke dir, Katrin! Das ist sehr lieb von dir. Dir wünsche ich auch alles Gute auf deinem Weg!