Recherche, Recherche, Recherche …

Recherche, Recherche, Recherche …

2021 soll mein Schreibjahr werden – 2. Roman, ich komme! Und obwohl es mich in den Fingern juckt und ich echt gern drauflosschreiben würde, darf ich nicht. Denn: Ich muss erst noch recherchieren. Grmpf.

Das ewige Duell: Bauch versus Kopf

Würde man die Schreiberschaft auf einer Skala anordnen wollen, wären die zwei Enden vermutlich diese:

  • die Bauchschreiber – Sie schreiben einfach aus dem Bauch heraus, ohne Plan und Struktur.
  • die Planer – Sie recherchieren, plotten, feilen an ihren Figuren, erstellen ausgeklügelte Szenen, Orte etc.

Ich gehörte immer zur breiten Masse in der Mitte. Am liebsten schrieb ich wasserfallartig, und bei meinem ersten Roman Schlaflose Nächte hatte ich lediglich eine grobe Plotstruktur und drei schluderig ausgearbeitete Charaktere. Aber, diese Unachtsamkeit in der Vorbereitung entpuppte sich am Ende als Fehler.

Warum?

Die Hauptkritik der Agenturen an meinem Manuskript: Es mangelt in der Story. Sie ist zu beliebig, es fehlt an Spannung, irgendwie plätschert es so dahin. Also werde ich beim zweiten Versuch mehr Energie in die Planung stecken. Auch, wenn ich am liebsten drauflos schreiben will (sagte ich das bereits?).

Wie?

Ich habe meine alten Unterlagen der Textmanufaktur durchgewühlt, an einigen Online-Kursen teilgenommen und mir einen Fahrplan gebastelt mit Schritten, die ich abarbeiten will:

Idee: Check! Auf zur Recherche

Die Idee kann ich abhaken. Ich will aber nicht zu viel verraten, sonst ist die Überraschung ja futsch. Kleiner Hint: Es wird eine Familiengeschichte.

Recherche … ja. Schon beim ersten Roman dachte ich: „Recherche? So ein Quatsch, das braucht kein Mensch! Ich bin doch keine Journalistin. Recherche ist sterbenslangweilig.“ Ich recherchiere jetzt seit zwei Monaten (nicht sehr intensiv, aber doch stetig) und muss zugeben: Es ist trocken und bisweilen auch langweilig, aber es bringt mich meinem Thema näher. Eine anfangs nur grobe Idee wird immer klarer und feiner.

Aber was recherchiere ich eigentlich?

Meine Heldin leidet unter einer depressiven Anpassungsstörung. Damit muss ich mich auseinandersetzen. Ich weiß zwar, was sie fühlt und auch warum. Aber um ihre Probleme glaubhaft zu beschreiben, muss ich wissen, wie es überhaupt zu so einer Erkrankung kommen kann. Außerdem muss ich mit Menschen sprechen, die so etwas schon selbst erlebt haben, oder zumindest Erlebnisberichte studieren (wenn es welche gibt). Ich möchte auch mit Ärzten sprechen, um Heilungsmethoden zu erfahren.

Das alles wird im Roman gar nicht so intensiv zur Sprache kommen. Aber ich muss es wissen, damit ich meine Geschichte glaubhaft schreiben kann. Wie war das gleich mit dem Eisberg und seiner Spitze?

Nicht jeder Roman erfordert so eine intensive Recherche, aber jeder Roman beinhaltet bestimmt die ein oder andere Sache, die recherchiert werden will. Im letzten Roman telefonierte ich mit einem Heizungsmonteur, weil meine Protagonistin plötzlich in der Dusche unter kaltem Wasser stand und ihr Angebeteter die Anlage reparierte. Ein Detail, aber versuche mal, zu beschreiben, was der Junge da macht, wenn du keine Ahnung von Duschen und Durchlauferhitzern hast 😉

Warum Recherchieren eine gute Idee ist?

  • Glaubwürdigkeit – Wenn irgendwas schief ist und dir deine Lese die Story nicht abkaufen, legen sie den Roman weg und das wäre fatal.
  • Missverständnisse vorher aufklären – Die Aha-Momente, die ich bei der Recherche schon hatte, kann ich gar nicht mehr zählen.
  • Klarheit – Deine Story bekommt immer mehr Facetten, je mehr du dich vorher in das Thema einarbeitest.
  • Ideen – Über die Recherche sind mir eine Menge Ideen für Details im Roman gekommen.

Puh, wie aufwendig!

Ja, Recherche ist aufwendig. Und es wird bestimmt auch nie meine Lieblingsbeschäftigung (nur gut, dass ich keine Journalistin geworden bin). Aber es ist wichtig! Zwischendurch dachte ich mir: „Ach, jetzt weißt ich ja schon eine Menge. Fang ich schon einmal an zu schreiben.“

Don’t do it! Es muss erst das Gesamtkonstrukt stehen – die Basis -, bevor es ans Schreiben geht. Sonst wirst du entweder einige Korrekturschleifen mehr drehen oder es funktioniert am Ende wieder nicht. Du musst erst alles Wichtige wissen, bevor du schreibst!

(Okay, das war jetzt mehr zu mir selbst gesagt, als zu dir. Sorry für den Ausbruch!)

Und wie verwalte ich das ganze Wissen?

Nun habe ich wochenlang fleißig vor mich hin recherchiert, aber wie werde ich jetzt wieder Herr (odere Frau) des ganzen Wissens? Das ist tatsächlich ein Punkt, an dem ich auch noch etwas strauchele. Vor mir liegen Unmengen Notizen, die ich immerhin sauber digitalisiert habe, aber wie ich die jetzt geordnet bekomme, muss ich noch herausfinden. Wenn du da tolle Tipps parat hast, gerne her damit! Mein Plan ist es, sie in Kategorien zu clustern, in meinem schicken Papyrus Autor Denkbrett abzulegen und dann immer zur Hand zu haben, wenn ich sie brauche.

Aber das Wichtigste ist für mich, dass ich die Quintessenzen aus den Recherchen in meinem Kopf habe und zum Schreiben abrufen kann.

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