Ein Tag im Leben von Liese – Teil 9

Ein Tag im Leben von Liese – Teil 9

Unser kleines Lieschen wird groß! Sie muss gegen ihre ersten Wehwechen kämpfen und einsehen, dass Veränderungen zum Leben gehören.

Ein Häufchen Elend

Lustlos liegt Liese vor der Gartentür und kauert sich zu einem runden Häufchen zusammen. Sie frisst nicht, trinkt nicht … nicht einmal ihre Lieblings-Leckerlis will sie. Betritt Frauchen den Raum, reagiert sie kaum. Schreit das Baby in seinem Bettchen, zieht sie sich in den Flur zurück. Sie können ihr alle gestohlen bleiben.

Ist sie krank?

„Was hat denn die Liese?“, fragt das Nachbarsmädchen Emily, als es selbstgemachte Plätzchen vorbeibringt. Normalerweise springt Liese immer freudig an ihr hoch, doch heute wedelt die Rude nur einmal ganz kurz. „Ist sie krank?“

Frauchen wischt mit einem Lappen kleine rote Punkte vom Fußboden und schaut Emily lächelnd an. „Nein, nein. Krank ist die Liese nicht. Sie wird erwachsen.“ Verwundert reißt das Mädchen ihre braunen Augen auf. „Gehört zum Erwachsenwerden denn, dass man Schmerzen hat? Dann werde ich lieber nicht erwachsen!“ Frauchen lacht aus vollem Halse. „Keine Sorge. Liese hat keine Schmerzen. Sie macht nur gerade eine Riesenveränderung durch, und das ist ganz schön anstrengend. In ein paar Tagen geht es ihr besser, und ihr könnt wieder miteinander toben!“

Keine Lust auf gar nichts

„Hallo Liese!“, ruft Balu ein paar Tage später. „Komm raus zum Spielen!“ Er hüpft eifrig am Zaun hoch und bellt Liese durch das Fliegengitter auffordernd an. Doch Liese dreht den Kopf zur Seite und lässt sich auf den Boden plumpsen. „Heute nicht, Balu. Vielleicht ein anderes Mal.“ Balu bellt aufgeregt. „Sei nicht so ein Miesepeter! Die Sonne scheint. Komm schon!“ – „Lass mich in Frieden!“, blafft Liese zurück.

Da hilft nur eins: Kuscheln

Am Abend schmiegt sich Liese an Frauchens Bein und lässt sich streicheln. „Na, meine Liese“, flüstert Frauchen, „heute gar keine Knabberattacken?“ Liese schließt die Augen und will einfach nur gestreichelt werden. Aber bloß nicht am Bauch! Dann fiepst sie wehleidig. „Oooh, meine Süße! Ruh dich mal schön aus. Ich kenne das! Bald ist es vorbei.“

Und dann kommt der Wildfang

Einige Tage später geht es Liese deutlich besser. Sie hüpft wieder aufgeregt und hat Lust, sich zu bewegen. Vor allem, weil es draußen plötzlich ganz anders riecht. War das schon immer so und hat sie das die letzten Tage im Haus einfach vergessen? An jedem Laternenmast, jedem Gullideckel und Stromhäuschen muss geschnuppert werden.

Oh, und wenn ein anderer Hund vorbeikommt, dann ist kein Halten mehr! Schließlich war sie so lange ein Einsiedlerkrebs. Das muss sie jetzt alles nachholen. Vor allem Rüden haben es ihr angetan (und sie es ihnen erst!). Und weil sie ein kleinbisschen wild und unberechenbar geworden ist, hält sie Frauchen fest an der Leine. Liese kann das gar nicht verstehen. Wieso darf sie plötzlich nicht mehr in die Nähe des Samojeden Jannis? Mit dem hat sie früher immer wild gespielt. Und Welpe Pepe hat sie auch schon ewig nicht mehr getroffen. Liese findet das doof! Und deshalb denkt sie auch gar nicht daran, auf Frauchens Rufe zu hören. Pah!

Not a girl, not yet a woman

Als Herrchen nach Hause kommt, hört Liese ihn zu Frauchen sagen: „Liese hat schon wieder in den Flur gepinkelt, als ich reingekommen bin. Diese Hormone! Wann ist das endlich vorbei?“ Liese legt den Kopf schief. Was für Hormone? Sind die daran schuld, dass sie sich so elend gefühlt hat und jetzt nicht mit den anderen spielen darf? Dann können diese Hormone sich aber auf was gefasst machen! Wenn sie die erwischt, werden sie ihr blaues Wunder erleben – soviel ist sicher!

Doch was Liese noch nicht weiß: Veränderungen gehören zum Leben dazu. Dagegen kann man nichts machen. Und eigentlich ist das auch ganz gut so. Denn jede Phase des Lebens trägt doch ihren ganz besonderen Reiz in sich.

 

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