Im Second-Hand-Krieg

Im Second-Hand-Krieg

Grundsätzlich bin ich ja ein Fan von Second-Hand-Portalen, auf denen ich alte Sachen der breiten Masse zur Verfügung stellen kann.  Ein anderer freut sich vielleicht über die Dinge, die ich nicht mehr brauche. Trotzdem tummele ich mich nicht besonders oft auf diesen Plattformen. Warum? Tjaaaa…

Auf in den Krieg

Vor Kurzem wollte ich unbedingt zu diesem Konzert von Xavier Naidoo, aber es gab keine Karten mehr. Also habe ich mich in den online Second-Hand-Verkaufskrieg geworfen und mich auf die Jagd nach Karten gemacht. Und eins sage ich dir: Das ist wirklich Krieg! Du musst verdammt schnell und knallhart sein. Lange fackeln gibt es da nicht. Take it or leave it. Und die Leute sind so unfassbar dreist. Ein Mädel hat mir die Karten zugesagt und eine Stunde, bevor ich sie abholen fahren wollte, sagt sie mir, ich müsse noch 50 € drauflegen. Ich dachte nur: WTF?! Aber offenbar waren andere bereit, mehr zu zahlen als ich. Ich persönlich sehe ja noch nicht mal ein, mehr zu zahlen, als die Karten im Original gekostet haben. Aber mit der Einstellung habe ich direkt verloren.

Harte Geschosse

Und es wird hart geschossen. Meine Freundin Tina wollte ihre Deckenleuchte für 120 € verkaufen. Da schreibt ihr ein Typ feistdreist: 60 € ???? Mehr nicht. Kein Hallo, wie geht’s? Du, sag mal, wäre es eventuell möglich, mit dem Preis etwas herunter zu gehen? Ich hab so viel Geld leider nicht, aber finde deine Lampe echt toll. Das wäre so super! Nö. Was versprechen sich die Leute davon? Als ob meine Freundin antwortet: Ja klar, du der halbe Preis ist absolut ok. Und weil du so lieb fragst, gerne! Vor einer Weile hat sie auch ihren Küchentisch verkauft. Da kommt der Käufer an, schleppt den Tisch hinaus und sagt: Wegen, der Stühle komme ich gleich nochmal rein. Die Stühle waren aber gar nicht Teil des Angebots. Vielleicht hoffen sie ja, du bist zu perplex, um etwas zu sagen? Da wird getrickst und gelogen, dass sich die Balken biegen. Du musst wirklich aufpassen – keine Feilscherei zulassen, Geld nehmen, bevor der Käufer mit deinem Zeug abhaut, und dreimal hinschauen, was er macht. Mit Vertrauen bist du in diesem Kriegsgebiet falsch!

Unlogische Strategien

Second-Hand-Portale
Am Ende hat es dann doch geklappt mit den Karten.

Aber warum ist das so? Beide Seiten wollen doch etwas. Der eine will sein Zeug für einen vernünftigen Preis loswerden, der andere möchte es haben. Das heißt doch, beide müssen einen Schritt auf den anderen zugehen. Wie kann es dann sein, dass sich hier solche harten Geschäftsgebaren durchgesetzt haben? Kann man nicht vernünftig miteinander sprechen? Das würde doch auch die Aussichten auf bessere Konditionen erhöhen. Wenn mir jemand plausibel und freundlich erklärt, warum er weniger bezahlen möchte, bin ich doch eher bereit, zuzustimmen, als wenn ich auf dem Display lese: 60 € ???? Und wenn ich Vertrauen habe und nicht hinter jedem potentiellen Käufer einen Schmarotzer vermuten muss, bin ich eher bereit, Kompromisse einzugehen. Oder nicht?

Wird Krieg im Cyberspace zu Krieg in der Realität?!

Mal ganz abgesehen davon, dass es für die zwischenmenschlichen Beziehungen allgemein förderlich wäre, denn was sich im Cyberspace durchsetzt, kann sich ganz easy auf das reelle Leben übertragen. Das heißt, wenn ich den Leuten auf diesen Verkaufsportalen nicht vertrauen kann und harsch mit ihnen umgehe, dann tue ich das auch in der Bahn oder im Supermarkt, weil ich es so gewohnt bin. Und das wiederum führt dazu, dass ich keine Zivilcourage zeige und zu einem ignoranten Arschloch werde.

Nein, danke!

Ich glaube, ich halte mich aus Selbstschutz eher von diesen Second-Hand-Portalen fern, auch wenn ich die Grundidee von Second-Hand-Handel unterstütze. Ich will dafür nur nicht angezickt werden und eigentlich, ganz eigentlich möchte ich, dass das von mir geliebte Eigentum in nette Hände wandert und von den neuen Besitzern geschätzt wird.

Lebe ich in einer rosaroten Prinzessinnenwelt, weil ich das will? Vielleicht, aber ich bin Idealistin und so entschieden glücklicher.

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